Die Sonne brennt kleine Löcher auf meine Arme. Auf meinem Rücken hat sich ein feines Tropfennetz aus Schweiß gebildet. Nicht mehr lange, und es werden sich genug kleine Tropfen zusammengefunden haben, um einen großen, schweren Tropfen zu bilden, der genüsslich meine Wirbelsäule herunterlaufen wird. Als Kinder haben wir auf regnerischen Autofahrten oft „Tropfenwettrennen“ gespielt. Das Spiel war so einfach wie endlos: Jeder suchte sich einen Tropfen am oberen Rand eines Autofensters aus und wessen Tropfen als erster am unteren Fensterrand angekommen war, der hatte gewonnen. Nächster Tropfen, nächster Kilometer. So kamen wir gut unterhalten von A nach B.
Prüfender Blick in den Himmel: Nach Regen sieht es gerade nicht aus. Sommer seit ein paar Wochen, endlich! Ich liebe nichts mehr als blondes Gras auf den Feldern, blauen Himmel schon beim Aufwachen und Abende, an denen man bis spät keine Jacke braucht. Ein Freund sagte neulich, es wäre dieses Jahr ein wilder Sommer. Er meinte das beruflich. So viel zu tun, so viele Aufträge, so viele Überstunden. Ich überschlug kurz meine persönliche Historie von „wilden Sommern“. Mit 10 Jahren hieß ein wilder Sommer, dass ich so viel Eis essen durfte, wie ich konnte, und so lange aufbleiben durfte, wie ich wollte. Mit 20 war ein wilder Sommer, bis ins Blau des Morgens hinein…