Kleine Kuchen, großes Chaos

Meine Lieblingszeitschrift mit 15? Ganz klar: Brigitte Young Miss. Mittlerweile ist die (gefühlt) etwas anspruchsvollere Teenie-Alternative zur Bravo Girl längst eingestellt und über den Verlust, nicht mehr Monat für Monat über Elternstress, erste Liebe und Auslandsjahr während der Schulzeit lesen zu können, bin ich über die Jahre hinweg gekommen. Was ich aber immer noch hüte wie kleine Schätze sind einzelne Rezepte, die ich mir damals herausgerissen habe und die meine ersten (selten erfolgreichen) Gehversuche am Backofen markiert haben.

Eines der mittlerweile abgegriffenen und angegilbten Schätzchen widmet sich auf einer Doppelseite fünf Variationen von „Mandel-Minis“ – kleine Kuchen auf Mandelteigbasis, die mit unterschiedlichen vor und nach dem Backen hinzugegeben Zutaten variiert werden. Mit Abstand der Beste ist der „Italo-Mini“, eine wunderbar hübsch anzuschauende Schichtarbeit mit Pistazien, Mascarpone und Himbeeren (grün – weiß – rot … get it ;)?). Seit mehr als einer Dekade (ja, das muss reichen als Altersangabe für mich!) backe ich ihn auf ausdrücklichen Wunsch meiner Mutter jedes Jahr zu ihrem Geburtstag.

Young MIss
Aus meiner Teenie-Bibel

Dieses Jahr hat mich aber der Ehrgeiz gepackt und ich gebe mich nicht mit dem einem Mini zufrieden. Diesmal müssen es zwei sein! Es ist Rhababer-Saison, folglich wird die Nummer zwei auf der Geburtstagskaffeetafel der „Rhababer-Marzipan-Mini“.

Auf geht’s! Da die Teigbasis identisch ist, rühre ich also gleich eine doppelte Portion zusammen. Sehr praktisch, sowas gefällt mir. Nur irgendwie meckert mein mittlerweile backerfahrerenes Unterbewusstsein beim Zusammenfügen der Butter- und Zuckermenge und grummelt sowas wie „Hä? Das ist aber ungewöhnlich viel Butter auf die nachfolgende Mehlmenge.“ Egal, erstmal weiter Zutaten abmessen und bereitstellen. Kurz bevor ich mit dem Mixen beginne, werfe ich dann aber doch nochmal einen prüfenden Blick ins Rezept und, ups, ich hab mal locker ein Drittel zu viel Butter drin. Also schnell eine gefühlt richtige Menge wieder aus der Schüssel rauskratzen und weiter im Text. Aber irgendwie bin ich heute fahrig (muss wohl der Cremant vom Reinfeiern gestern sein) und Mehl- und Mandelmengen stimmen scheinbar auch nicht so ganz. Da Backen aber nunmal zu einem großen Teil simple Chemie und Wissenschaft ist, entspricht das Ergebnis leider meinem Chaos-Mix: Der Boden für den Italo-Mini ist so zart, dass er nach dem Abkühlen beim waagenrechten Halbieren kollabiert. Und beim Rhababer-Mini muss ich die Backzeit fast verdoppeln, damit er das saftige Obst überhaupt aufnehmen kann.

Ich rotiere, rette und pimpe mit Puderzucker und ganz viel Liebe und am Ende stehen die Kleinen dann doch einigermaßen hübsch vor mir. Jetzt reicht’s mir damit aber auch erstmal wieder für ein Jahr. Aber dann auf jeden Fall wieder, versprochen, Mami!

Rhababer-Marzipan-Mini
Rhababer-Marzipan-Mini
Rhababer-Marzipan-Mini II
Rhababer-Marzipan-Mini II
Italo-Mini
Italo-Mini
Italo-Mini II
Italo-Mini Close-Up :-)

Italo-Mini
Mandeltortenboden
100 g Margarine
75 g Zucker
1 Pckt Vanillezucker
1 pt Salz
2 Eier
75 g Weizenmehl
2 Tl. Backpulver, gestrichen
50 g Mandeln, gemahlen

Creme
250 g     Mascarpone
2 EL        Zitronensaft
2 EL        Puderzucker
1 Pck.    Bourbon-Vanillezucker
1 Pck.    Zitronenschalenaroma
3 EL        Magerquark

Füllung
ca. 2 EL Orangenmarmelade

Verzierung
300 g     Himbeeren
3 EL        Pistazien, gehackt

Eine kleine Springform (Durchmesser 18 cm) mit Fett auspinseln und kalt stellen. Margarine, Zucker, Vanillezucker und Salz in eine kleine Rührschüssel geben. Mit den Quirlen des Handrührers zuerst auf kleiner, dann auf höchster Stufe vier Minuten schaumig schlagen. Die Eier nach und nach zugeben und je etwa eine halbe Minute unterrühren. Mehl und Backpulver mischen und dazusieben. Mandeln zugeben und alles miteinander verrühren. Achtung, nicht zu lange rühren, sonst wird der Teug beim Backen zäh! Den Teig in die vorbereitete Springform füllen, glattstreichen und im vorgeheizten Backofen bei 175 Grad/Umluft 150 Grad/Gas Stufe 2 etwa 30 Minuten auf der mittleren Schiebeleiste backen (mit Alufolie abdecken, falls die Oberfläche zu schnell braun wird). Die Springform aus dem Ofen nehmen und fünf Minuten abkühlen lassen, dann den Kuchen mit einem Messer vorsichtig vom Rand lösen. Den Springformrand entfernen und den Tortenboden auf ein Kuchengitter stürzen.

Alle Zutaten für die Creme verrühren. Tortenboden waagerecht mit einem langen Messer halbieren. Drei Esslöffel Creme auf die untere Hälfte streichen. Den Tortendeckel mit Orangenmarmelade bestreichen und wieder aufsetzen. Dann die Torte mit der restlichen Creme bestreichen und mit Himbeeren und Pistazien verzieren.

Rhababer-Marzipan-Mini
1 Grundrezept Mandeltortenboden (s.u.)

300 g Rhababer, geschält und in ca. 2 cm lange Stücke geschnitten
2 EL Zucker
2 EL Sahne
100 g Marzipanrohmasse, in kleine Stücke geschnitten2 EL gestiftelte Mandeln

Rhababerstücke mit Zucker, Sahne, Marzipanstückchen und Mandeln mischen und auf den nicht gebackenen (!) Teig geben. Bei 175 Grad/Umluft 150 Grad/Gas Stufe 2 etwa 35-40 Minuten auf der mittleren Schiebeleiste backen. Abkühlen lassen und mit Puderzucker bestäuben.

2 Kommentare Gib deinen ab

  1. Miriam Böger sagt:

    So toll,…
    Liebe Annie
    …, dass ich über Google auf Dein Rezept gestossen bin. Auch ich war in jüngeren Jahren eine begeisterte Young Miss Leserin (und hab mittlerweile die Brigitte abonniert) und hatte das Rezept für den Italo Mini jahrelang aufbewahrt und immer wieder gebacken. :) Er ist einfach der Beste!! Dieses Wochenende ist es mal wieder so weit, morgen wird der Ofen angeworfen.
    Wünsche Dir ein sonniges Wochenende, herzliche Grüsse, Miriam.

    1. Annie sagt:

      Liebe Miriam, danke für deinen lieben Kommentar! Freue mich total, in dir eine Italo-Mini Schwester im Geiste zu haben ☺️ Viele liebe Grüße, Annie

Hinterlasse einen Kommentar