Die kalifornische Wüste ist für ein Stadtkind wie mich wie das Zauberland Oz. Ich entdecke hier unentwegt Dinge, deren Existenz ich bislang noch nicht einmal geahnt habe. So zum Beispiel auf dem Mount Jacinto, einem gut 3000 Meter hohen Gipfel bei Palm Springs, der nur über eine fast senkrecht in die Höhe fahrende Seilbahn (Schweizer Fabrikat!) zu erreichen ist. Nix für Menschen mit Höhenangst, aber der Blick über das Coachella Valley, der sich nach zehn Minuten halsbrecherischer Fahrt bietet, ist jeden Tropfen Angstschweiß wert. Unten im Tal sind es flirrende 37 Grad, hier oben ist die Luft glasklar und kühl. Auf kilometerlangen Wanderwegen kann man sich in der grandiosen Natur verlieren. Kein Kommentar übrigens zu dem Schuhwerk, das ich für diesen Anlass gewählt habe…
Obwohl die sechs übervollen Parkplätze an der Talstation erahnen lassen, wie viele Menschen sich gerade auf dem Gipfel befinden müssen, ist man auf langen Strecken oft ganz allein zwischen schroffen Felsen und gigantisch hohen Bäumen.
Moment, was ist das denn? Ich schnüffel rechts und links in der Luft wie ein kleiner Hund. Riecht es auf den Wegen zwischen den Bäumen wirklich nach Toffee??? Ja, tut es. Und zu verdanken ist das Jeff. Oder bessser: Jeffrey, mit Nachnamen Pine. Der Kollege ist eine kalifornische Pinienart und seine Rinde riecht ganz intensiv nach Butterscotch. Wenn man an ihr reibt hat man das Gefühl als würde man seine Nase direkt in einen köstlichen Nachtisch halten. Wenn das nicht endlich mal ein Grund ist, Bäume zu umarmen!
Einen Tag später begegne ich in der Mojave Wüste einer anderen ungewöhnlichen Baumart, dem Joshua Tree. Wobei Josh im eigentlichen Sinne kein Baum ist, denn er gehört zur Familie der Agavengewächse. Seinen Namem bekam er angeblich von mormonischen Siedlern, die den Baum nach einem tagelangen, kräftezehrenden Marsch durch die Wüste auf die Ferne für eine Erscheinung des Propheten Josua hielten, der die Arme gen Himmel streckte. Mit viel Phantasie und unter der gleißenden Wüstensonne kann man’s irgendwie nachvollziehen.
So faszinierend die Flora hier auch ist, die eigentlichen Stars der Wüste sind für mich die gigantischen Felsformationen, die sich vor uns auftürmen und die aussehen, als hätte man überdimensionierte Kieselsteine nebeneinander in der Landschaft verteilt. Mein Zauberland Oz wird zu „Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft“ – ich fühle mich, als hätte man mich im Miniaturformat in eine riesengroße Welt gestellt.
Oh, ich will auch zu den Toffee-Bäumen (!!) – schöne Fotos, übrigens! Haben U2 nicht mal ein Lied zum Joshua Tree geschrieben? Kann mich täuschen… aber das „lecker Bäumsche“ ist ohnehin mein Favorit. Wir haben ja letztens auch ohne Probleme ’ne Packung Toffifee verspeist. Sabine wollte uns ja nicht dabei unterstützen.