Retox

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Retox

Dass das hier kein Spaß ist, habe ich mittlerweile verstanden. Aber dass es mir doch schwerer fällt als gedacht – das hatte ich nicht erwartet. Gestern hat Maria aus Dänemark beim Mittagessen angefangen, von Espresso Martinis zu schwärmen. Und seitdem kann ich an nichts anderes denken. Und nicht nur das: Ich würde töten (natürlich nur im übertragenen Sinne) für ein Glas Rotwein und eine Pizza mit Parmaschinken. Oder für einen Apérol Spritz, den ich auf meiner Terrasse als Sundowner trinken könnte, gerne in Verbindung mit einer Zigarette. Hach, was schmeckt eine Zigarette in der Sonne herrlich … Erwähnte ich schon, dass ich neulich nachts von einer Starbucks-Filiale geträumt habe?

Aber im Grunde kann ich gar nicht klagen, denn mir geht es bestens. Das Essen hier ist phantastisch: Jeden Tag gibt es eine riesige Auswahl an wirklich kreativen und köstlich gewürzten Gerichten – bis auf ein bisschen Fisch hier und da alles vegetarisch, aber das ist mir ja eigentlich nur Recht. Und das Tollste ist, dass man immer wieder etwas entdeckt, was man noch nie in seinem Leben gegessen hat. Banana Flower zum Beispiel – mit viel Curry und etwas Kokosmilch ab sofort mein neues Lieblingsessen!

In der ayurvedischen Heilkunst spielen Essen und Trinken eine ganz besondere Rolle. Jedes Nahrungsmittel hat bestimmte Eigenschaften und Vorzüge und kann genau wie Medizin zur gezielten Therapie von Krankheiten eingesetzt werden. Je nachdem, welche Behandlungen man hier bekommt, stehen bestimmte Lebensmittel auf dem Speiseplan – oder werden bewusst gestrichen. Denn auch das ist ein wichtiger Aspekt der ayurvedischen Lehre: Nicht jedes Lebensmittel ist für jeden geeignet. Je nach Dosha sollte man deshalb bestimmte Dinge bevorzugt essen und andere wiederum meiden. Auf meiner „no go“-Liste stehen schockierenderweise Kaffee und Schokolade!!! Dafür darf ich endlos viel grüne Bohnen, Petersilie und Sellerie essen. Na Halleluja!

Aber so sehr ich mich auch gerade nach all den „ungesunden“ Sachen sehne, so sehr befürchte ich, dass mein Körper sofort in einen Totalstreik treten würde, wenn ich ihm all seine Wünsche auf einmal erfüllen würde. Die hinter mir liegenden Tage haben ihre – zugegebenermaßen positiven – Spuren hinterlassen. Nils und ich haben deshalb ein prima Konzept entwickelt, mit dem wir die Patienten hier weder an die richtige Welt gewöhnen wollen. Wir nennen es „Retox“ – die graduelle Rückführung an verbotene und doch so köstliche Getränke, Speisen und Substanzen. Man beginnt in kleinen Schritten: erst ein schwarzer Tee an Tag 1, dann ein Latte Macchiato an Tag 2, an Tag 3 dann endlich ein schwarzer Kaffee… und zum krönenden Abschluss dann einen Espresso Martini. Klingt nach einem guten und sehr sinnvollen Plan, finde ich :-)

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