„Auf die Butter kommt es an“, sagt Nils, „die geklärte Butter!“. In Wirklichkeit sagt er es auf Englisch, denn Nils ist Kanadier und obwohl er seit einiger Zeit in einem kleinen Skiort in Österreich lebt, bevorzugt er in Unterhaltungen immer noch seine Muttersprache. Mit einer verschmitzten Ernsthaftigkeit hat er mich gerade in das Geheimnis perfekter Hasch-Brownies eingeweiht. Na, da hat er sich ja die Richtige ausgesucht! Kompetenz beim Thema Brownies kann ich vorweisen – ich glaube, der Beginn unseres Gespräches war roh-vegane Ernährung und dass ich letztens „awesome raw brownies“ zubereitet habe. Kompetenz in der Verwendung von bewusstseinserweiternden Pflanzen als Back-Zutaten? Da muss ich leider total passen. Aber dank Nils verfüge ich jetzt zumindest über ein theoretisches Wissen in dem Bereich.
Nils ist ein absolutes Unikum. Gleich am ersten Abend sprach er mich beim Essen an und erzählte mir seine halbe Lebensgeschichte. Zwischendurch steckte er einer älteren Dame, die an unserem Tisch vorbeikam und ihm einen verschwörerischen Blick zuwarf, ein Päckchen Zigaretten zu und nahm von einem komplett in Weiß gekleideten Typen, der sich umständlich für die Leihgabe bedankte, ein iPhone-Ladekabel in Empfang. Dem Chefkoch würde er immer deutsche Schokolade organisieren, sagt Nils, dafür bekäme er die eine oder andere Leckerei aus der Küche zugesteckt, die den anderen Gästen vorenthalten bliebe. Nils hat Connections überall hin und ist so etwas wie der dealende Pausenclown unserer Ayurveda-Kommune. Er ist ständig zu Scherzen aufgelegt, und aufgrund seiner großzügigen Art sowie dem völligen Fehlen von Berührungsängsten, ist er quasi mit jedem hier per du und der Liebling aller Angestellten. Ein bisschen erinnert er mich an den Rattenfänger von Hameln, so gut ist er darin, Menschen in seinen Bann zu ziehen. Er hat sich für den dreiwöchigen Intensiv-Kurs entschieden, bei dem man nicht nur selbst eine Ayurveda-Kur, sondern parallel auch noch eine Ausbildung in den grundlegende Ayurveda-Techniken macht. Nils geht die Sache allerdings recht entspannt an – wann immer er kann, geht er lieber zum Surfen statt zu seinen Vorlesungen und wenn ihm das streng ayurvedische Essen im Hotel zu viel wird, isst er lieber „proper food“ in einer der Strandbars und genehmigt sich dazu ein Bier. Trotzdem interessiert er sich brennend für alles, was er hier aufschnappen kann und hat ein wirklich fundiertes Wissen, wenn es um Yoga, Meditation und Ernährung geht. Er habe seine Zwanziger komplett mit Partys und Drogen verbracht, jetzt schreibe er an seiner Doktorarbeit und erforsche die Verbindung von Mathematik und Buddhismus. „Letztlich geht es doch nur um die Balance“, sagt er. Und auch wenn das keine tiefschürfende buddhistische Weisheit ist, so löst sein Satz doch etwas in mir aus.
Das Rezept für die Raw Brownies wollte er übrigens getreu seiner Lebensphilosophie der Kontraste dann auch unbedingt haben. Wem es ebenso geht (und damit die #Sundayisforbaking-Kategorie in meinem Urlaub nicht völlig verwaist): Es ist aus meinem neuen Lieblings-Kochbuch „Deliciously Ella“ und hier online zu finden. Die Brownies sind blitzschnell im Mixer zubereitet, aufgrund der hochwertigen Zutaten so gesund wie Süßes nur sein kann und schmecken wirklich super! Mein Tipp: Bestäubt sie am Ende noch mit ein bisschen extra Kakaopulver. Und was man bei anderen Brownies beachten muss, wisst ihr ja jetzt auch ;-)