Detox

Flowers

Das Grundprinzip des Ayurveda ist simpel: Gleiches verstärkt Gleiches und Gegensätze schwächen einander. Soweit so logisch. Aber dann wird es kompliziert. Das 500-seitige Buch, das ich mir aus der Bbliothek meines Hotels ausgeliehen habe, ist zwar in relativ einfacher Sprache geschrieben, doch inhaltlich dafür umso komplexer. Nun gut, Ayurveda ist eine Jahrtausende alte Wissenschaft und fairerweise muss man wohl sagen, dass man ja auch nicht erwartet, die kompletten Grundlagen der westlichen Medizin an einem einzigen Nachmittag zu durchdringen. Ich taste mich also Seite für Seite, Theorie für Theorie vorwärts.

Aber von vorne: Komplett gestresst und geschlaucht und mit den entsprechenden körperlichen Symptomen ausgestattet habe ich entschieden, bei einem der „Pioniere der Ayurveda Resorts“ in Sri Lanka eine zweiwöchige Panachakarma-Kur zu machen – in der Hoffnung, mich und meinen Körper damit wieder auf Spur zu bringen. Mein Wissen über die ayurvedische Heilkunst beschränkte sich bislang auf das, was ich in ein paar Zeitungsartikeln gelesen hatte und meine praktische Umsetzung im Alltag auf das sporadische Trinken von Yogi-Tee. Immerhin kann ich drei Tage Schnupperaufenthalt in einem Ayurveda-Hotel in Kerala vorweisen – wenngleich meine Freundinnen und ich dort aufgrund der Kürze unseres Aufenthaltes nicht als vollwertige Patienten behandelt wurden und nur die Light-Version einer richtigen Ayurveda-Behandlung bekamen.

Aber immerhin weiß ich seitdem: Wer eine Ayurveda-Kur mit Wellness-Urlaub übersetzt, liegt komplett falsch. Zumindest dann, wenn sie in einer authentischen Klinik durchführt wird. Laut der ayurvedischen Lehre ist der wichtigste Ausgangspunkt zur Heilung von Beschwerden oder um zu verhindern, dass Krankheiten überhaupt erst auftreten, das Wiederherstellen des Gleichgewichts der persönlichen Körperkonstitution, Doshas genannt. Durch äußere Einflüsse, Stress, falsche Ernährung und Lebensweise geraten die Doshas aus dem Takt: Ein Zuviel oder Zuwenig eines bestimmten Doshas kann je nach persönlicher Konstitution entsprechende Beschwerden auslösen. In meinem Fall Rückenschmerzen, Schwindel, Schlafstörungen… you name it. Diese Beschwerden lassen sich mit Mitteln der ayurvedischen Lehre lindern – wozu zwingend gehört, dass der Körper von den in ihm durch die Krankheiten angesammelten Giftstoffen gereinigt werden muss.

Medizin
Meine mir zugeteilte Medizin – nicht gerade wenig
Und ja, das bedeutet, wie ich befürchtet habe, dass das hier tatsächlich eine zweiwöchige Detox-Kur wird. Und das in jeder Hinsicht: Kaffee und Alkohol gibt es schon mal gar nicht, Fleisch ebenso wenig und selbst der Internetzugang ist rationiert. Für jemanden wie mich, der sein Smartphone zu Hause nur mit größter Anstrengung für zwanzig Minuten aus der Hand legen kann, ist das fast die größte Herausforderung. Auch Ausschlafen ist nicht drin: Mein Wecker klingelt noch vor Sonnenaufgang, damit ich um 6 Uhr meine erste Medizin (ein mit jedem Tag widerlich schmeckendes Kräutertonikum) nehmen und mich danach auf zu Yoga- und Meditationsübungen machen kann.

Morning
Der Vorteil am frühen Aufstehen: Alles ist noch herrlich friedlich
Zum anschließenden Frühstück gibt es eine „Green Soup“, bereitet aus verschiedenen auf meinen Konstitutionstyp abgestimmten Kräutern, und „Brown Water“, ein Aufguss von irgendeiner Wurzel mit irgendwelchen Eigenschaften, die ich bereits wieder vergessen habe, aber die angeblich ebenfalls gut für mich sind. Um halb 9 geht es dann zu den „Treatments“, Massagen von Kopf und Körper mit speziellen Ölen, Kräuterpackungen und Bädern, bei denen man nach einem bestimmten System mit einem warmen Kräuteraufguss übergossen wird. Danach ist Ruhen angesagt, bevor ich mich bei der Akkupunktur täglich aufs Neue meiner Nadelphobie stellen muss. Gegen Mittag bin ich dann völlig k.o. – aber auch herrlich entspannt.

Green Soup
Schmeckt besser als es aussieht ;-)
Die größte Herausforderung, das tatsächliche Ausreinigen, das in meinem Falle zunächst über die Nase stattfinden wird (sorry, falls ich hier jetzt zarte Gemüter verletze) sowie das größte Highlight, der Stirn-Ölguss Shirodhara, stehen mir noch bevor. Wie auch auf alles andere hier werde ich mich auch darauf so unvoreingenommen wie möglich einlassen. Wer weiß – vielleicht steht am Ende der zwei Wochen für mich ja (zumindest eine kleine) Erleuchtung? Bis dahin gehe ich jetzt erstmal zum Abendessen. Und danach chanten. Ooooooohhhhhhhmmmmmmmmm……..

Erleuchtung

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