Meine neuste Back-Heldin ist die Schwedin Leila Lindholm. Auf dem Klappentext ihres Buches „Backen mit Leila“ preist der Verlag sie als „das schwedische Pendant zu Jamie Oliver“ an. Mal abgesehen davon, dass dieser Vergleich stark vereinfacht ist („kocht im Fernsehen“ / „ist erfolgreich“) und ich es immer irgendwie billig finde, wenn mit einem großen Namen und anderer erfolgreich gemacht werden soll, ist Leila wirklich eine Göttin am Backofen. Ich habe mittlerweile zwei Drittel ihres Buches ausprobiert und ausnahmelos alle Rezepte waren einfach umwerfend. Viele sind Variationen von beliebten Klassikern (Karottenkuchen, Tartes, American Cheesecake), der weitaus größere Teil aber sind ungewöhnliche, neue Kompositionen.
Ein Rezept, das ich zunächst mehr neugierig als interessiert betrachtet habe, ist das für „Lavendelträume“, kleine, knusprige Kekse mit frischen oder getrockneten Lavendelblüten. Lavendel im Essen?!? Das Parfum der lilanen Blüten schien mir zu stark, zu dominant als dass ich es mir in Gebäck vorstellen konnte. Aber hier ginge es ja nicht um „adventures in the kitchen“, wenn ich nicht alles ausprobierem würde!

Lavendelblüten bekommt man getrocknet im Bioladen oder auf gut sortierten Gewürzständen auf Wochenmärkten. In der Provence bekommt man sie an jeder Ecke – was mich daran erinnert, dass ich ganz unbedingt mal wieder dort hin fahren muss! In der Spätsommersonne über den Markt von Ile-sur-la-Sorge schlendern oder durch die schattigen Gassen von Aix-en-Provence bummeln, ein Café im Stehen in einer kleinen Bar Tabac, mit einem Glas Rosé in der Hand auf die Montagne Saint Michel im Abendlicht schauen… aber halt, ich schweife ab.
Wo auch immer man die Lavendelblüten her bekommt – hat man sie erst einmal, ist der Rest des Rezeptes ein Kinderspiel. Der Keksteig lässt sich wirklich in weniger als 5 Minuten zusammenrühren und schon während die kleinen Kugeln im Ofen zu hell-goldenen Talern schmelzen, verströmen sie einen äußerst angenehmen Geruch: Der leicht herbe Lavendelduft mischt sich mit warmen Vanillenoten und scheint auf einmal gar nicht mehr so intensiv.
In Leilas Rezept werden die Kekse nach dem Abkühlen nur noch mit Puderzucker bestreut. Ich bestreiche sie aber lieber mit einem leichten Zitronenguss, denn die feine Säure passt wunderbar zu der intensiven Süße der Plätzchen und nimmt dem Lavendel etwas von seiner Dominanz. Dadurch entsteht eine Kombination, die so ungewöhnlich wie süchtig machend ist: Beim ersten Bissen weitet man noch erstaunt die Augen, ist aber so neugierig auf den Geschmack geworden, dass unbedingt noch ein weiterer Bissen sein muss. Spätestens beim zweiten Keks ist man den kleinen Biestern verfallen. Wie sang schon Eric Clapton? „Leila, got me on my knees…“. Recht hat er!
Leila’s Lavender Dreams with Annie’s Twist
Für ca. 20 Stück
100 g weiche Butter
80 g Zucker
1 Teelöffel Vanillezucker
150 g Weizenmehl
1/4 TL Hirschhornsalz oder 1/2 TL Backpulver
1 EL frische oder getrocknete Lavendelblüten
Puderzucker
Zitronensaftkonzentrat
Den Backofen auf 150 °C Heißluft vorheizen. Butter und Zucker mindestens 3 Minuten zu einer hellen, cremigen Masse rühren. Die trockenen Zutaten mit den Lavendelblüten mischen, zur Buttermasse geben und alles zu einem krümeligen Teig verarbeiten. Aus dem Teig kleine Kugeln formen und diese auf ein mit Backpapier belegtes Blech setzen. Die Kekse ca. 15-20 Minuten in der Mitte des vorgeheizten Ofens backen.
Nach dem Abkühlen Puderzucker und Zitronensaftkonzentrat so mischen, dass eine dickflüssige Glasur entsteht. Mit einem kleinen Löffel Kekse damit von der Mitte her rund bestreichen.