Ich habe ein gespaltenes Verhältnis zum Zugfahren – wie wahrscheinlich jeder, der mehr als ein Mal im Jahr mit der Deutschen Bahn unterwegs ist. Ja, wir haben eines der bestausgebauten Streckennetze der Welt und wer schon mal in anderen Ländern mit dem Zug unterwegs war, weiß die relative Fahrplangenauigkeit der DB auf einmal durchaus zu schätzen. Genervt bin ich trotzdem viel zu oft: von Verbindungen, die mal wieder einfach nicht auskommen, von zu vielen Menschen auf den Bahnsteigen, von Sitzplatzreservierungen in Wagen, die dann doch nicht eingesetzt werden („Heute leider ohne Wagen 8“), von Verspätungen, die all meine nachfolgenden Pläne verspotten… Für alle, die nicht die Gelassenheit eines Dalai Lama besitzen, ist Zugfahren eine harte Prüfung ihrer Geduld und Leidensfähigkeit.
Früher war Zugfahren eine Verheißung von Abenteuer und der Inbegriff eines bohemen Lebensgefühls. Als Fliegen noch unfassbar teuer und als Fortbewegungsmethode mindestens so exklusiv wie seine eigene Business Class war, versprach die Bahn, jeden von uns für eine vertretbare Menge an Scheinen und Münzen überall hin zu bringen. Züge waren der Weg in die Freiheit, Gleise und Schienen führten immer bis hinter den Horizont. Janis Joplins „Me and Bobby McGee“ ist immer noch das Lied, das die Räder und Schienen singen. „Freedom is just another word for nothing left to lose“ – großartig! In meiner Jugend gab es kein offensichtlicheres Symbol für das große Abenteuer als ein Interrail-Ticket. Ohne Plan einsteigen, ohne Plan aussteigen, sich treiben lassen durch Länder und Kulturen, mit der einzigen Sicherheit, dass es immer Schienen geben wird, die irgendwo hinführen.
Oft habe ich mir beim Zugfahren vorgestellt, dass nicht ich es bin, die sich durch die Landschaft bewegt, sondern dass die Landschaft an mir vorbeigetragen wird. Ich sitze still, bin der Fixpunkt und vor meinem Fenster rollt jemand in Windeseile ein gigantisches Tableau aus, das er zu meiner Erheiterung in regelmäßigen Abständen verändert. Im Zug fühlt sich das Reisen irgendwie unmittelbarer an. Man bemerkt jede kleinste Veränderung, die die Welt unternimmt, die man da draußen durchquert. Ich kann zusehen, wie sich Wiesen zu Feldern wandeln, Nadel- und Laubwälder wechseln, die Ebene über die Hügelkette zum Bergmassiv ansteigt, der Untergrund steiniger und der Himmel blauer wird. Zeit und Kilometer verstreichen Hand in Hand miteinander. Wenn ich wieder aussteige, bin ich nicht urplötzlich irgendwo ganz anders – ich war Teil des Weges, habe den neuen Ort schon aus der Ferne kommen sehen und er mich.
Mein liebster Reiseautor Helge Timmerberg hat es einmal sehr schön auf den Punkt gebracht: Die Seele reist immer langsamer als der Körper. Im Gegensatz zum Flugzeug hat sie im Zug zumindest eine faire Chance, irgendwie Schritt zu halten.
Das jüngste Buch von Helge-Mäuschen ist leider ein ganz bitterer Reinfall. Die erste Seite ist fantastisch und der Rest grausig und zerfaselt. Ich konnte es nicht zu Ende bringen. Erst die Episode mit der Stimme und jetzt das… Er und Udo teilen das gleiche Schicksal. Dafür ist Leonard Cohen im Alter einfach klasse:-)
Oh je, und ich hatte mich wirklich drauf gefreut. Nun gut, dann lese ich lieber die alten Geschichten nochmal und behalte ihn so in guter Erinnerung. Von Marlon Brando guckt man sich ja (in Bezug auf seine Optik) auch besser bevorzugt die alten Filme an – die dann aber immer wieder ;) http://www.artwallpapers.org/Photography/Marlon-Brando-Photo/imagepages/image5.htm
Hmm, ja, das Buch ist etwas ärgerlich (langweilig & selbstverliebt..). Aber wenn du im Stern-Verlag bist, kannst du ja mal die erste Seite lesen, die ist großartig. Und ja, Marlon war ein Hingucker, wobei ich enge T-Shirts bei Männern nicht mag… aber auch Mann will ja mal zeigen, was er hat:-) Meine Devise: „Mehr (Stoff) ist mehr“… sieht Cary Grant genauso: http://www.hollybollyhub.com/cary-grant-hot-image.jpg
Irgendwie hab ich das Gefühl, wir kommen vom ursprünglichen Thema ab :-)))