Kaffee oder Karma?

Kaffee

„Glaubst du an Karma?“, fragte mich mein Kaffeemann Georg neulich. Es war 8 Uhr morgens, ich war auf dem Weg zur Arbeit und todmüde. Ich blickte ihn an und versuchte mich daran zu erinnern, was ich zuletzt gesagt hatte. Noch vor wenigen Sekunden war ich komplett auf den großen Café Crema fokussiert gewesen, den er gerade zubereitete und den ich kurz darauf in der Hand halten würde. Wie genau waren wir jetzt von Kaffee zu Karma gekommen??? Georg sah mich erwartungsvoll an. Ich versuchte, mir mit einem nachdenklichen „Hhhhmmm, also….“  und einem wie ich hoffte sphinxartigen Lächeln ein wenig Zeit zu erkaufen, während ich in mir nach einer möglichst eloquenten, viel wichtiger aber eigentlich nach einer wahren Antwort suchte.

Georg ist Grieche, charismatisch-gutaussehend und trägt immer Schwarz (schwarzes T-Shirt, schwarze Jeans, jeden Tag). Zudem ist er egal zu welcher Tageszeit ausgesprochen gut gelaunt. Und das, obwohl er jeden Morgen um halb 4 aufsteht – was ihm nach eigener Aussage extrem schwer fällt. Aber gut, sein Vorteil in dieser Situation war damit ein Wach-Plus von viereinhalb Stunden. Da kann man ja durchaus mal die ein oder andere komplexe Frage stellen. Dumm nur, wenn das Gegenüber noch nicht mal annähernd in der Verfassung für eine solche Konversation ist. Nachdem mein Verstand mehrmals sinn- und ziellos in alle Ecken meines Hirns gerannt war und mit hängender Zunge, die Hände auf die Knie gestützt und nach Luft japsend da stand, war ich der Artikulation einer angemessenen Antwort leider immer noch kein Stückchen näher. „Also, äh, hhhmmm, ja, ich glaube schon???“, murmelte ich schließlich – was so gesehen eher eine Frage als eine Aussage war. Georg grinste mich an, hob eine Augenbraue und sagte, während er den Pappbecher mit meinem Kaffee über den Tresen reichte, nur: „Echt?“. Dazu fiel mir dann außer einem „Doch, doch, irgendwie schon…“ nichts mehr ein, weshalb ich mir meinen Becher schnappte und mich schleunigst vom Acker machte, bevor sich dieser in ein Minenfeld aus nicht durchdachten Plattitüden verwandeln konnte.

Die richtige Antwort auf diese große Frage kam mir etwa eine halbe Stunde später. Nachdem das Koffein Wirkung gezeigt hatte, wusste ich, was ich eigentlich hätte sagen müssen: „Ganz ehrlich: Ich habe keine Ahnung, ob ich wirklich an Karma glaube. Aber ich glaube an Kaffee. Vor allem um 8 Uhr morgens.“

4 Kommentare Gib deinen ab

  1. Die Tasse ist toll! Ich mag die Abnutzungserscheinungen und die Sonnenbrille auch:-)

    1. Annie sagt:

      Fairerweise muss man sagen, dass das Tassenbild aus Vietnam ist und nicht aus Düsseldorf aus Georgs Kaffeekiosk. Sah einfach besser aus als ein Pappbecher-Foto. Künstlerische Freiheit ;-)

      1. Egal woher sie ist, sie ist schön. Ich dachte, dass du das gute Stück auf einem Flohmarkt ergattert hast..

      2. Annie sagt:

        Leider nicht! Mir bleibt nur die Erinnerung und dieses Bild… maximale Romantik!

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