When in Rome…

Italian Ice Cream
Im Englischen gibt es das schöne Sprichwort „When in Rome, do as the Romans do!“. Soll heißen: Wenn du irgendwo bist, wo du dich nicht auskennst, mach einfach das, was die Einheimischen machen, das wird schon passen. Im übertragenen Sinne bedeutet das Sprichwort aber noch viel mehr. Es geht darum, sich ganz auf eine Situation einzulassen – sich mit ihr treiben zu lassen, statt sich gegen sie zu sträuben; sie anzunehmen statt sie zu analysieren. Wenn man schon mal in Rom ist (warum auch immer), macht man’s halt wie die Römer (was auch immer) – und lässt sich einfach überraschen, was passiert. „Go with the flow“ könnte man auch sagen.

Genau das habe ich diese Woche gemacht. Ich war nämlich (surprise!) tatsächlich in Rom. Eigentlich beruflich für eine internationale Konferenz, aber da Rom nicht London und mit mindestens fünf Flügen täglich mit Düsseldorf verbunden ist, musste ich bereits mittags anreisen, obwohl das offizielle Konferenzprogramm erst abends startete. Zu dumm aber auch! Klar, ich hätte mich mit meinem Laptop ins Hotel-Wlan einwählen und den ganzen Nachmittag brav auf meinem Zimmer Mails beantworten können. Aber, so dachte ich mir, die nächsten Tage werden schon anstrengend genug, und da das Schicksal offensichtlich wollte, dass ich zu einer Zeit an einem Ort war, an dem ich eigentlich noch gar nicht sein müsste, nahm das einfach als Zeichen, spontan Arbeit Arbeit sein und mich stattdessen treiben zu lassen. Gedacht, getan, Hose und Blazer gegen Rock und T-Shirt getauscht und schon schlenderte ich ziellos durch die Straßen. Ziellos ist vielleicht nicht ganz richtig, denn ich hatte durchaus etwas vor. Was muss man auf jeden Fall machen, wenn man in Rom ist? Richtig, Eis essen! Nur wo? Theoretisch kann man das ja an jeder Straßenecke (ich habe keine Ahnung, wie viele Eisdielen es in Rom gibt, bin aber sicher, dass es eine mindestens dreistellige Zahl ist). Aber bekanntlich macht die Wahl ja die Qual. Daher hatte ich noch im Hotel „best ice cream in Rome – gegoogelt und eine Adresse aus einer Top 5-Zusammenstellung des Guardian als das inoffizielle Ziel meines Streifzugs auserkoren.


Ohne Stadtplan lief ich einfach nach Gefühl und nur mit einer groben Richtungsahnung durch die Gassen, bis ich auf einmal auf der Piazza Sant’Eustachio vor dem gleichnamigem Café, einem der beliebtesten Kaffeeläden Roms, stand. Perfekt! Hier hatte ich  eigentlich schon bei meinem letzten Besuch in Rom einen Espresso trinken wollte, es aber irgendwie versäumt. Diesmal stellte ich mich in die Schlange an der Bar und trank im Stehen einen der wirklich köstlichsten Kaffees meines bisherigen Lebens.

coffee

In der „Gelateria del Teatro“ schließlich angekommen, entschied ich mich für ein Duo aus Himbeer-Salbei- und Feige-Mandel-Ricotta-Eis, das ich auf den Stufen eines kleinen Palazzos aß, während ich einem Gitarrenspieler auf dem menschenleeren Platz davor zuhörte. Ich gab ihm ein paar Münzen und sagte ihm auf Italienisch, dass mir seine Musik sehr gut gefalle. Wobei, wenn ich recht überlege – vielleicht habe ich ihm mit meinen extrem holprigen Sprachkenntnissern auch gesagt, dass er mir sehr gefalle. Wie auch immer, er freute sich aufrichtig und ich zog lächelnd weiter.

Auf dem Rückweg fand ich am Trevi-Brunnen einen Glücks-Cent, den ich mit einem Kuss und einem Wunsch versehen über meine linke Schulter ins Wasser warf. Nach nur dreieinhalb Stunden, die sich wie ein kompletter Urlaub anfühlten, kam ich bestens gelaunt zurück im Hotel an. Ein perfekter Kaffee, das beste Eis der Stadt, Musik nur für mich und ein Gratiswunsch, der direkt vor meinen Füßen lag – so einen Nachmittag kann man nicht planen, man kann ihn nur geschehen lassen. True story!

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