Beiersdorf ist schuld daran, dass ich diese Woche mit tiefen Augenringen herumlief. Vor einiger Zeit nämlich hatte der Konzern mein präferiertes Körperpeeling der Marke Nivea aus dem Programm genommen, mich seitdem ohne adäquaten Ersatz zurückgelassen. Wer jetzt bereits an dieser Stelle den Kopf schüttelt und sich fragt, was um Himmels Willen ein Körperpflegeprodukt mit Augenringen zu tun hat, den bitte ich um einen Moment Geduld. Die Auflösung folgt.
Also: Ich hatte kein Peeling, aber trockene, raue Winterhaut. Für jemanden, der fleißig Frauenzeitschriften liest, aber gar kein Problem – versorgen einen diese Bildungsgazetten doch in schöner Regelmäßigkeit mit Tipps, wie man den Inhalt des eigenen Kühlschranks gewinnbringend für die Pflege des eigenen Körpers einsetzen kann. Richtig, ich meine die berühmten „Beauty-Tricks von Oma“, also Eigelb und Olivenöl fürs Haar, Masken aus Quark und Gurken und – Kaffeesatz zum Körperabrubbeln. Alles ganz natürlich, ganz praktisch und auch noch ganz schonend für die Geldbörse. Warum nicht, dachte ich, und ließ den benutzen Filter meines Morgenkaffees ausnahmsweise mal nicht direkt im Mülleimer verschwinden. Am Abend, leicht verschwitzt vom Yoga, kam das braun-krümelige Zeugs dann mit unter die Dusche. Und was soll ich sagen? Zart-rosa geschrubbt wie ein Baby entstieg ich anschließend meiner Duschwanne und fühlte mich prächtig! Neben dem mechanischen Rubbel-Effekt hatte der Kaffeesatz eine angenehm pflegende Komponente (Kaffeeöle!); ich musste mich kaum noch eincremen. Herrlich! Ich schlüpfte in meinen Pyjama, legte mich ins Bett und war bereit, ins Reich der Träume zu entgleiten. Doch dann passierte – nichts. Oder besser: Es passierte eine ganz Menge. Meine Gedanken rasten, meine Arme und Beine kribbelten, mein Herz klopfte, kurz: Ich war hellwach. Mit jeder Minute, die ich mich länger hin und her wälzte, nahm eine Befürchtung in meinem Kopf konkrete Gestalt an, und nach der dritten Runde Schäfchenzählen dämmerte mir langsam, dass Koffein wohl nicht nur innerlich, sondern auch äußerlich angewandt eine, sagen wir mal, „belebende“ Wirkung haben kann. Zumindest bei mir. Ich hätte Bäume fällen, einen Halbmarathon laufen oder mein Bücherregal und gleich danach meinen Kleiderschrank nach Farben sortieren können. Dummerweise war es mittlerweile weit nach Mitternacht und der nächste Tag kein Wochenend-Ausschlaf-Tag.
Den Verlauf der nächsten Stunden kürze ich an dieser Stelle ab. Belassen wir es einfach dabei, dass ich irgendwann endlich einschlief, die fehlenden Stunden Schlaf am nächsten Morgen aber schmerzlich vermisste. Der Blick in den Spiegel war eindeutig: Das, was das Kaffeepeeling angerichtet hatte, konnte selbst mein teuerster Concealer nicht wieder richten. Fazit: glatte Oberschenkel, aber graue Schatten unter den Augen. Kids, don’t try this at home! Oder fragt zu Risiken und Nebenwirkungen euren Arzt oder Apotheker.
PS: Ich habe im Nachhinein den Zusammenhang zwischen Kaffeepeeling und Einschlafproblemen ausführlich gegoogelt und bin zugegebenermaßen auf keine vergleichbaren Erfahrungsberichte gestoßen. Möglicherweise war also einfach eine Vollmondnacht der Auslöser meiner Insomnia. Dennoch, ich gehe kein Risiko mehr ein: Meine nächste Kaffeeabreibung mache ich nur noch morgens. Oder ich schreibe demnächst mal einen netten Brief an Nivea, dass sie mein Peeling ganz unbedingt wieder in ihr Repertoire aufnehmen müssen – oder mir alternativ einen Jahresvorrat Concealer schicken sollen.