Heute ist Ostern und Frühling, aber scheinbar hat die Sonne das nicht so richtig mitbekommen. Die versteckt sich nämlich den ganzen Tag hinter dicken, grauen Wolken, was die Feiertagsstimmung im wahrsten Sinne des Wortes etwas trübt. Die naheliegende Lösung für bessere Laune: Kuchen!
Nach dem Motto „sauer macht lustig“ beschließe ich, etwas mit Zitrusfrüchten zu backen. Eine Tarte au Citron fühlt sich aber mit Blick nach draußen noch zu sommerlich an. Hingegen scheint mir eine Tarte aux Clémentines, also eine Mandarinen-Tarte, genau richtig für diesen schleppend verlaufenden Übergang zum Frühling.
Mandarinen sind für mich eigentlich typische Winterfrüchte, aber wenn man die üblichen Weihnachtsgewürzen wie Zimt, Nelken & Co. weglässt, kommt ihre sommerlich-mediterrane Note wunderbar zum Vorschein. Perfekt also für den tristen Tag heute!
Die Tarte aux Clémentines wird nach dem gleichen Prinzip wie eine klassisch-französische Tarte au Citron zubereitet: man bäckt ein süße Mürbeteigbasis vor, füllt sie dann mit einer auf Butter, Zucker und Eiern basierenden Zitrusfruchtcreme und backt sie anschließend erneut. Es gibt auch Varianten der Tarte au Citron, bei denen die Zitruscreme nicht gebacken wird. Dafür wird eine Art „Lemon Curd“ zubereitet, der auf den fertig gebackenen Teig gegeben, und anschließend mehrere Stunden gekühlt wird. Andere Rezepte verwenden für die Creme außer Eiern, Butter und Zucker zusätzlich Crème Double.
Für meine Tarte aux Clémentines habe ich mich für ein Rezept mit Backen, aber ohne Sahne entschieden, was die Leser mit Laktose-Unverträglichkeit freuen dürfte. Die Zubereitung ist an und für sich nicht kompliziert; man muss lediglich etwas Zeit einplanen, damit der Mürbeteig vor dem Backen durchkühlen kann (etwa eine halbe Stunde bis Stunde) und man braucht ein wenig Geduld und ein vorsichtiges Händchen beim Zubereiten der Eiercreme, damit am Ende eine feine, glatte Masse und kein Rührei dabei herauskommt.
Geschmacklich ist die Tarte auf alle Fälle jede Mühe wert!
In diesem Sinne: Joyeuses Pâques!
Annie
Tarte aux Clémentines
Teig
90 g kalte Butter
1 Vanilleschote
180 g Mehl
50 g Puderzucker
1 Prise Salz
1 Eigelb
2 EL kaltes Wasser
Hülsenfrüchte zum Blindbacken
Mandarinencreme
2-3 Bio-Mandarinen (= 180 ml Saft)
Saft von 1/2 Zitrone
5 frische Eier (Größe M)
125 g Butter
160 g Rohrohrzucker
2 EL Speisestärke
0,5 TL Kardamom (nach Belieben)
Für den Teig Mehl und Puderzucker in eine Schüssel sieben. Die Vanilleschote aufschneiden und das Mark auskratzen. Zusammen mit dem Salz zur Mehlmischung geben. Das Ei trennen, das Eigelb verquirlen und ebenfalls hinzufügen. Die kalte Butter in kleine Würfel schneiden und alles mit den Knethaken des Handrührgerätes verrühren, bis eine krümmelige Masse entsteht. Dann 2 EL kaltes Wasser hinzufügen und mit den Händen zu einem geschmeidigen Teig verarbeiten. Achtung, nicht zu lange kneten (nur gerade so lange, bis alles gut miteinander verbunden ist).
Aus dem Teig eine Kugel formen, in Frischhaltefolie schlagen und mindestens eine halbe, noch besser eine Stunde lang im Kühlschrank gut durchkühlen lassen.
In der Zwischenzeit eine Tarteform (etwa 22 cm) einfetten und beiseite stellen. Die Mandarinen heiß abwaschen und Schale mit einer feinen Reibe vorsichtig abreiben (ihr solltet nicht die weiße Hautschicht mit abreiben, da diese leicht bitter schmeckt).
2 TL der fein geriebenen Mandarinenschale mit dem Zucker vermischen. Wer mag, kann noch einen halben TL Kardamom hinzufügen (das Gewürz unterstreicht den Orangengeschmack sehr gut).
Die Mandarinen und die halbe Zitrone auspressen und 180 ml Saft abmessen. In etwa 50 ml des Saftes die Speisestärke einrühren (darauf achten, dass sich alle Klümpchen gut auflösen).
Die Eier trennen und die Eigelbe in einer Schüssel verquirlen (die Eiweiße werden für dieses Rezept nicht gebraucht).
Backofen auf 180 Grad Heißluft vorheizen.
Den Teig aus dem Kühlschrank holen, auf Größe der Form ausrollen und in die Tarteform geben. Dabei einen schönen Rand hochziehen. Den Boden mit einer Gabel mehrfach einstechen.
Ein Stück Backpapier (etwa in Größe der Form) zerknüllen und wieder glattstreichen – ein Trick, damit es sich leichter an die runde Form anpasst. Das Papier auf den Teig legen und mit Hülsenfrüchten zum Blindbacken beschweren. Für 10 Minuten in den Ofen geben, danach Hülsenfrüchte und Papier entfernen und weiter 10 Minuten backen.
Die Butter in einem kleinen Topf erwärmen, bis sie flüssig ist. Dann den Zucker hinzugeben und bei niedriger Temperatur langsam schmelzen lassen. Sobald sich der Zucker aufgelöst hat, den Mandarinensaft (den Teil ohne Speisestärke) hinzugeben, die Temperatur erhöhen und kurz aufkochen. Dann die Speisestärkemischung hinzufügen und erneut kurz aufkochen lassen.
Jetzt kommt der etwas schwierige Teil: Damit die Eier nicht durch die Hitze gerinnen ist es wichtig, die Creme ab jetzt auf keinen Fall mehr zum Kochen zu bringen! Die Temperatur also runterschalten und warten, bis die Masse im Topf keine Blasen mehr wirft. Dann nach und nach zwei bis drei Löffel der warmen Creme unter die verquirlten Eier rühren und erst dann die Eimasse unter ständigen Rühren in den Topf geben. Bei niedriger Temperatur 1-2 Minuten erwärmen, bis die Masse andickt.
Die Mandarinencreme auf den vorgebackenen Teig geben und dann für weitere 20 Minuten im Ofen backen lassen.
Nach Ende der Backzeit den Kuchen noch etwa 10 Minuten im Ofen stehen lassen (dafür die Ofentür ein Stück öffnen), damit der Kuchen sich etwas „beruhigen“ kann, bevor ihr ihn anschließend bei Zimmertemperatur komplett abkühlen lasst.
Den kalten Kuchen mit Puderzucker bestäuben und evtl. mit Mandarinenzesten garnieren.
Voilà und bon appetit!
Wenn ich wieder im Rheinland bin, kann ich deinen Kuchen mal probieren:) schmeckt bestimmt sehr gut!
Es wäre mir eine Ehre und ein Vergnügen:-)