Wenn ich ehrlich bin, habe ich’s noch nie verstanden: Warum genau kann ich nicht alles haben? Seit ich klein bin, habe ich diesen Satz unzählige Male gehört und wahrscheinlich habe ich ihn mindestens genauso oft schon selbst gesagt. Habe ihn nachgeplappert wie ein Papagei, gedankenlos die Worte wiederholt, ohne auch nur im Geringsten an ihre Botschaft zu glauben.
„Man kann nicht alles haben“ scheint eine allgemein akzeptierte Weisheit zu sein. Und dennoch konnte mir bislang niemand wirklich befriedigend erklären, warum genau das so. Auf der einen Seite wird meiner Generation ständig vermittelt, dass wir selbstverständlich alles erreichen können. Wir müssen nur wollen, die Möglichkeiten waren noch nie so unendlich, die Welt noch nie so weit, die Grenzen noch nie so offen. Auf der anderen Seite dann die mahnende Stimme, der erhobene Zeigefinger, das resignierende Schütteln des Kopfes, wenn wir überbordend vor Ideen und Träumen durch den Alltag stürmen. Fällt es nur mir schwer zu akzeptieren, dass wir also doch eher im Land der begrenzten Unmöglichkeiten leben sollen, wo die Realität unsere Träume zum Frühstück verspeist?
Vielleicht ist es ja wahr – vielleicht kann man nicht immer alles haben. Wenn wir bis oben hin voll sind mit Wünschen und Wollen und unsere Pläne sich in alle Richtungen bis ins Unendliche ausdehnen, ergeben sich irgendwann unweigerlich inhärente Zielkonflikte. Irgendwann wird ein Wunsch so weit vom anderen entfernt sein, dass sich beide nicht mehr gleichzeitig realisieren lassen. Aber wir sind Optimisten, sind Träumer, sind Verrückte! Voller Lebensgier versuchen wir es trotzdem, weil wir den Hals einfach nicht voll genug bekommen können. Und manchmal bekommen wir tatsächlich alles, tanzen im Endorphintaumel durch Tage und Nächte und können unser schier unendliches Glück gar nicht fassen. Und manchmal zerspringen unsere Träume einfach, wie zartes Kristall, das auf unerbittlich harten Steinboden fällt. Ja, wir sind schon mehr als einmal getaumelt und gestürzt, weil wir unter der Last unseres Wollens zusammengebrochen sind. Aber wir fallen immer wieder auf die Füße, schütteln uns, und weiter geht’s, auf zum nächsten Ziel – egal wie unmöglich dieses für die Zweifler um uns herum auch scheinen mag.
Im Englischen gibt es das Sprichwort „You can’t have your cake and eat it, too“. Die Redewendung hat mir schon immer ein großes Fragezeichen entlockt. Ich kann zwar Kuchen haben, darf ihn aber nicht essen? Völlig inakzeptabel! Wo ist denn da die Logik??? Ich sehe das so: Das Leben ist dazu da, das Meiste, Beste und Schönste von ihm zu wollen, ansonsten macht das alles keinen Sinn. Und darum sollten wir auch nie aufhören danach zu streben, alles zu bekommen, was wir wollen. Wenn wir am Ende auch nur einen Bruchteil davon realisieren, ist das immer noch so unfassbar viel mehr, als wir bekommen hätten, wenn wir es gar nicht erst versucht hätten.
In diesem Sinne ist der nachfolgende Kuchen all denjenigen gewidmet, die wie ich immer alles haben wollen. Heißt in diesem Fall: Gesunde Ernährung und Schokoladen-Exzess! Ein enttäuschend banaler Wunsch? Vielleicht. Aber manchmal ist es auch für den größten Träumer gar nicht so schlecht, sich ab und an auf die kleinen Dinge des Lebens zu konzentrieren. Große Pläne habe ich sowieso noch genug.
Köstliche & gesunde Schokotarte mit Haselnüssen und Himbeeren
(vegan, glutenfrei, ohne Zucker)
140g Haselnüsse
180g Datteln (entkernt)
30g dunkles Kakaopulver
2 große Avocados (Sorte Hass)
1 Prise Salz
4 EL Ahornsirup
2 Tropfen Vanilleextrakt oder 1 TL Bourbonvanillezucker
30g dunkle Schokolade
1 Handvoll frischer Himbeeren
Den Ofen auf 150 Grad Heißluft vorheizen. Ein Backblech mit Backpapier auslegen und darauf die Haselnüsse 10 Minuten lang rösten. Abkühlen lassen und mit einem sauberen Geschirrtuch vorsichtig die Haut abrubbeln. Etwa 1 EL Nüsse für die Deko zurückhalten, den Rest in einer Küchenmaschine grob zerkleinern. Die Datteln und 2 EL Kakaopulver dazugeben und mit der Maschine gut durchmischen. Die Masse in einer beschichteten Tarteform gleichmäßig verteilen und einen Rand formen.
Avocados schälen, entsteinen und in grobe Stücke schneiden. Mit dem restlichen Kakaopulver, der Vanille, dem Salz und dem Ahornsirup in einer Küchenmaschine vermengen. Die Masse auf den Teig geben, glatt streichen und 15 Minuten backen. Abkühlen lassen.
Die Schokolade vorsichtig in einem Topf oder im Wasserbad schmelzen und auf den fertigen Kuchen träufeln. Mit den restlichemn Haselnüssen und den Himbeeren garnieren und eine weitere Stunde abkühlen lassen.
Dickes fettes YES! Ein hoch darauf, sich ALLES wünschen zu dürfen … und die „Ich hab’s dir doch gleich gesagt“s danach zu überhören ;-)
#lassunsträumen